Gesundheitspolitik in Deutschland:
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Seite 1: | Ausgewählte Fakten zur Ausgangssituation,
kurzgefasst |
Seite 2: | Zur Diskussion
einiger Änderungsvorschläge für das Gesundheitswesen in
Deutschland
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Gesundheitspolitik Seite 1:
Gesamtausgaben für
das Gesundheitswesen in Deutschland
Einnahmen für das Gesundheitswesen in Deutschland
Beschäftigte im Deutschen Gesundheitswesen
Arzneimittelkosten
Demographie und Kosten im Gesundheitswesen
Steuermittel für das Gesundheitswesen?
1990: 203 Euro pro Monat und pro Einwohner (nur alte Bundesländer)
2000: 221 Euro pro Monat und pro Einwohner (neue und alte Bundesländer)
2003: 242 Euro pro Monat und pro Einwohner
Von 1992 bis 2003 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 19,6%
(preisbereinigt), der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP stieg um knapp
12%. Seit 2001 hat Deutschland allerdings mit einem
unterdurchschnittlichen Wachstum des BIP zu kämpfen!
2004 stieg das BIP wieder an, der Zuwachs von 2004-2006 ist mit
insgesamt 4,6% zu beziffern. Die Gesamtkosten für das Gesundheitswesen
machten im Jahr 2005 10,7% des BIP aus, der OECD-Durchschnitt liegt bei
9,0%).
(Stuttgarter Zeitung vom 12.01.2007; ABDA,
Pharmapolitik International 28/2007)
Fazit:
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen geringfügig, keinesfalls findet eine "Kostenexplosion" statt.
1999 36,4 Mio. Erwerbstätige 45,6 Mio. Nicht-Erwerbstätige
2004 35,7 Mio. Erwerbstätige 46,8 Mio. Nicht-Erwerbstätige
Die Einnahmen für das Gesundheitswesen werden zu 80% von Erwerbstätigen erbracht, daran beteiligen sich die Arbeitgeber zur Hälfte. Vereinfacht betrachtet zahlt so jeder nichtselbstständige, vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer nicht nur für seine eigene Gesundheitsversorgung, sondern auch für die eines weiteren Mitbürgers.
Somit
ist nach den fünf Jahren 1999-2004 die Finanzierung für das
Gesundheitswesen von mind.
1,4 Mio. Einwohnern in Deutschland komplett ausgefallen!
Fazit:
Solange
die Einnahmen für das Gesundheitswesen zu 80% an
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gekoppelt
bleiben, solange müssen wir mit weiteren erheblichen Einnahmeausfällen
für das Gesundheitswesen in Deutschland rechnen, da in absehbarer Zeit die
Zahl der Erwerbstätigen weiter abnehmen wird.
1990: 1 Arzt für je 326 Einwohner in Deutschland
2004: 1 Arzt für je 270 Einwohner in Deutschland
(29%
des Personals in Arztpraxen und Krankenhäusern ist in Teilzeit tätig)
1992: 1 Apotheker für je 1911 Einwohner in Deutschland
2004: 1 Apotheker für je 1528 Einwohner in
Deutschland
(30% des Apothekenpersonals ist in Teilzeit tätig)
In der Gesundheitswirtschaft von 1997 bis 2001:
- gingen 152000 Vollzeitstellen verloren,
- entstanden 113000 Teilzeitstellen
- betrug der Personalanstieg 0,4%
In der Gesamtwirtschaft stieg das Personal im gleichen Zeitraum um 4,4%
Im Jahr 2004 gab es 4,23 Mio. Beschäftigte im Gesundheitswesen, das sind
11,85% aller Erwerbstätigen.
Fazit:
Das Personal im Deutschen Gesundheitswesen ist bestenfalls knapp ausreichend, vielfach besteht Ärzte und/oder Apothekermangel.
Im Vergleich zum 1.Hj. 2004 stiegen im ersten Hj. 2005 die
Arzneimittelkosten um 1,86 Mrd. Euro (20%). Dabei ist die 2004 neu
eingeführte Praxisgebühr und die Umstellung der
Arzneimittelpreisverordnung zu berücksichtigen, die zu einem erheblichen
Vorzieheffekt
(=Struktureffekt) in das Jahr 2003 führten:
Absenkung des Herstellerrabattes von 16%(2004) auf
6%(2005) + 460 Mio. Euro
Statistischer
Basiseffekt
+ 350 Mio. Euro
Niedrige
Zuzahlungsquote
+ 240 Mio. Euro
Strukturquote
+ 600 Mio. Euro
Preiseffekt
+ 30 Mio. Euro
Verordnungszuwachs
+ 350 Mio. Euro
Neue
Festbeträge
- 170 Mio. Euro
Die 2004 neu strukturierte Arzneimittelpreisverordnung
für Apotheken machte die Apotheker weder zu Verursachern noch zu
Profiteuren dieser Entwicklung. Die öffentlichen Apotheker
verzichteten 2005 zudem auf eine gesetzlich festgeschriebene Rückerstattung von
Kassenseite in
Höhe von 350 Mio. Euro.
(ABDA, Bundesvereinigung
Deutscher Apothekerverbände, 2005)
Laut OECD Daten von 2005 machen Arzneimittel in Deutschland 15,2% der Kosten im Gesundheitswesen aus (zum Vergleich: OECD-Durchschnitt ist 17,2%)
Im
internationalen Vergleich sind die Arzneimittelkosten in Deutschland
unterdurchschnittlich. Der geringe Anteil der Arzneimittelkosten an den
gesamten Kosten im Gesundheitswesen eröffnet ein nur geringes
Einsparungspotential.
Demographie und Kosten im Gesundheitswesen:
In Deutschland steigt der Anteil der Einwohner, die älter als 65
Jahre sind, pro Jahr um 0,2% an, die Zahl der Menschen in Deutschland, die
mehr als 80 Jahre alt sind, verdreifacht sich alle 10 Jahre. Die
demographische Alterung der deutschen Gesellschaft ist eine Tatsache.
Ein Vergleich der OECD-Länder von 1994 zeigt:
Land | Anteil der über 65jährigen [%] | Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [%] |
Schweden | 17,5 | 7,7 |
USA | 12,7 | 14,7 |
Deutschland | 16 | 8,6* |
Zitat: "Verteilt man die Gesundheitsausgaben auf die
Lebensphasen einer Person, dann zeigt sich, dass ein weit überproportionaler
Anteil im letzten Lebensjahr anfällt, gleichgültig in welchem Lebensalter
dieses liegt. Wenn die Ausgaben für die medizinische Versorgung im letzten
Lebensjahr ausgeklammert werden, ist der statistische Zusammenhang zwischen
Ausgaben und Alter nur noch schwach bzw. nicht mehr eindeutig vom Zufall zu
unterscheiden. Die Schlussfolgerung lautet:
Da jeder nur einmal ein letztes Lebensjahr erlebt, wird sich ohne
Bevölkerungswachstum dieser große Ausgabenblock [für Gesundheit] auch nicht
altersbedingt erhöhen."
(Kühn H., 2001)
Fazit:
Die Gesundheitsausgaben sind nicht entscheidend vom Anteil der älteren Mitbürger
in einem Staat abhängig.
Im Gegensatz dazu sind die Auswirkungen der demographischen
Entwicklung auf die Rentenfinanzierung dramatisch.
Steuermittel für das Gesundheitswesen?:
Das Steueraufkommen aus allen Einkommensarten (ohne Solidaritätszuschlag)
betrug in Deutschland 2004 182 Mrd. Euro, aus der Umsatzsteuer
(Mehrwertsteuer) 105 Mrd. Euro. D.h. Lohn/Einkommensteuer und Mehrwertsteuer
müssten zusammen fast verdoppelt werden, um das Gesundheitswesen zu
finanzieren.
Ein zu wesentlichen Anteilen steuerfinanziertes Gesundheitswesen in Deutschland wäre theoretisch nur bei radikaler Steuerreform denkbar, z.B. Umstellung aller Steuerarten auf eine sehr viel höhere Mehrwertsteuer bei gleichzeitigem Bürgergeld.
Praktisch können
Steuermittel auch in Zukunft nur einen geringen Beitrag zur Finanzierung des
Gesundheitswesens leisten. Ein weiterer Solidaritätszuschlag in gleicher
Höhe wie bisher würde
10 Mrd. Euro zusätzlich bringen, damit wäre sicherlich eine gewisse
Schmerzgrenze bei den Wählern erreicht oder sogar überschritten. Verwendet
man diesen Beitrag ausschließlich zur Versorgung der Kinder unter 18
Jahren, könnte eine Akzeptanz ohne allzu schmerzhafte Quittung bei
zukünftigen Wahlen gegeben sein.
Fazit:
Realistisch gesehen können maximal 3-5% der Kosten im Gesundheitswesen aus Steuermitteln geleistet werden.
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